Solardächer in Norderstedt? Ausbaufähig.

Aus den geplanten 90 Minuten sind mehr als zwei Stunden geworden. Denn die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SPD-Fahrradtour in Harksheide am 25. September 2020 haben viele Fragen gestellt. Unter dem Motto "Stadt erfahren" ging es um Photovoltaik auf privaten und öffentlichen Dächern.

Bernhard Luther erklärt die Solaranlage am Gymnasium Harksheide Bild: SPD

Am selben Tag, an dem Fridays for Future weltweit für das Klima demonstriert hat, war CO2-freie Strom-Erzeugung Thema bei der Norderstedter SPD. Weg von Großkraftwerken, hin zu lokaler Erzeugung und lokalem Verbrauch – das geht mit Photovoltaik. Tausende von Dächern in Norderstedt sind geeignet, aber nur wenige werden bisher genutzt. Einige davon haben die Teilnehmer besichtigt.

Solaranlagen an den Schulen

Station 1 der Fahrradtour war eine drehbare Solarzellenfläche am Gymnasium Harksheide. Die schräg gestellte Fläche ist drehbar und folgt der Sonne. Bernhard Luther hat als Vater einer damals schulpflichtigen Tochter das Projekt ehrenamtlich von Beginn an betreut und die Realisierung sowie den Nutzen erläutert.

Wenige andere Schulen sind bisher mit Photovoltaik ausgestattet, darunter das Lessing-Gymnasium mit der größten Anlage.

Für Vermieter, Gewerbe, Kommunen

Anna Leidreiter (BENEG) erklärt das Mieterstrom-Modell. Bild: SPD

An Station 2 vor der Falkenbergkirche hat Anna Leidreiter die neue gegründete Genossenschaft „Bürgerenergie Nord e.G.“ vorgestellt. Sie will Mieterstromprojekte auf den Weg bringen, aber auch Gewerbetreibende und Kommunen von der Idee bis zur Realisierung unterstützen. Kontakt: www.beneg.de.

Energiewende vom eigenen Dach

Photovoltaik auf dem Privathaus: André Podszus mit Teilnehmern der Fahrradtour Bild: SPD

Station 3 war besonders für Eigenheimbesitzer interessant: André Podszus von der Initative „Bürgerenergie Norderstedt“ hat vor dem eigenen Haus darüber informiert, was ihn die Solaranlage samt Stromspeicher gekostet hat und wie gering seine Stromrechnung seitdem geworden ist. Zwei Drittel des Jahres-Strombedarfs deckt er mit dem selbst erzeugten Strom ab. Enthalten sind sogar 10.000 km Fahrleistung des Elektroautos. Zudem speist er Strom in das Netz der Stadtwerke ein und verdient daran.

Die Nachteile aufgrund von Überregulierung durch Bundesgesetze hat er nicht unerwähnt gelassen. Trotzdem sei die Solaranlage – zusätzlich zu dem guten Gewissen, das klimaneutral erzeugter Strom macht – eine finanziell lohnende Investition. Zusammen mit seinem Mitstreiter Martin Oster berät André Podszus ehrenamtlich interessierte Bauwillige. Kontakt: www.buergerenergie-norderstedt.de.

Wasserwerk Harksheide ist sein eigenes E-Werk

Wasser gelangt zukünftig mit Sonnenkraft in die Norderstedter Haushalte. Denn auf dem renovierten Wasserwerk Harksheide liefern Solarzellen Strom, der vor allem die Pumpen antreibt. Sie fördern Wasser aus den Brunnen und in das Leitungsnetz. Nico Schellmann, Werkleiter Netze und Technik der Norderstedter Stadtwerke, hat die Technik erläutert sowie einen Ausblick auf zukünftige Vorhaben der Stadtwerke gegeben.

Photovoltaik in Norderstedt voranbringen

Sybille Hahn, SPD-Stadtvertreterin und stellvertretende Stadtpräsidentin, hat die Tour begleitet. Ihr Fazit: „Private, Stadtwerke und Stadtverwaltung können viel tun, um den CO2-Ausstoß in Norderstedt zu senken. Sinnvoll sind eine bessere Vernetzung aller Beteiligten, gemeinsame öffentliche Diskussionen und gemeinsame Pläne, zum Beispiel  neue Baugebiete als Solardachdörfer festzusetzen.  Ein Solarkataster für das gesamte Stadtgebiet würde eine effiziente Beratung möglich machen. Auch über eine finanzielle Förderung sollte nachgedacht werden.“